Der Zollikerbote war MIT dabei
Suchhunde – Spürnasen auf der richtigen Spur

Der sonnige Mittwochnachmittag bot die perfekte Gelegenheit, hautnah zu erleben, wie ManTrailing funktioniert und was es genau bedeutet. Mantrailing bezeichnet die Arbeit, bei der der Hund mit seinem Geruchssinn die Spur eines Menschen verfolgt. Diese Methode wird bei der Suche nach vermissten Personen durch entsprechend ausgebildete Suchhunde angewendet.  Die Nase von Hunden verfügt über ca. 200 Millionen Geruchszellen, während dem die Nase von Menschen gerademal ca. 10 Millionen Geruchszellen umfasst. Daher eignen sich unsere Hunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn optimal als Helfer bei der Suche von vermissten Personen (Demenz/Alzheimer/Suizid) sowie bei der Aufklärung in der Forensik.

Als passionierte Trailerin hat Cathrin Eckert das CE Hundesport ManTrailing Zentrum             www.ce-suchhunde.ch in der Ostschweiz ins Leben gerufen. Sie bietet neben einem fundierten Trainingsaufbau im ManTrailing in diversen Workshops und Seminaren zum Thema
(u.a. in Zollikerberg, Zürich und Bern) noch ein-zweimal im Jahr eine Hunderallye für die Hunde gemeinsam mit der ganzen Familie an. Hierbei gilt es auf einer Strecke von 6 - 10 Kilometern an ca. 10 Posten mit seinem Hund zusammen verschiedenste Aufgaben zu lösen und auszuführen. Der Spass steht hier für alle an erster Stelle.

Um einem Hund das Trailen beizubringen muss der Hund erst darauf geschult werden, dass er aus Eigenmotivation nach einer durch eine Geruchsprobe bestimmten Spur suchen muss. Da der Hund jeder Zeit alle möglichen Gerüche wahrnimmt, ist es wichtig, dem Hund eine klare Geruchsdifferenzierung zu lernen. Die Hunde durchlaufen im Training einen gezielten Aufbau, der jeweils auf Ihr „Talent“ d.h. ihren Suchhundetyp abgestimmt ist und in entsprechenden Trails mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden aufgebaut wird. Selbstverständlich immer mit dem Ziel, den Geruch einer bestimmten Person zu verfolgen, diese zu suchen und zu finden. Als Geruchsträger reicht bspw. schon ein kleiner Kieselstein, der kurz von der zu suchenden Person in der Hand gehalten wurde. So wird auch die Suche nach vermissten Personen gehandhabt, indem man dem Suchhund einen Geruchsartikel (Schuh, Socke, T-Shirt) der vermissten Person zum Riechen anreicht.

Auf der Spur

Damit ich das Mantrailing auch mit eigenen Augen begutachten kann, zeigte mir Cathrin Eckert und ihr Hund Muffin (ein Riesenschnauzer) eine Live-Demonstration. Im grünen Neumünster Park – Zollikerberg beginnen wir den Trail. Cathrin Eckert nimmt eine Geruchsprobe von ihrer Begleitung. Die Geruchsprobe ist ein Taschentuch, welches sich die Zielperson kurz über die Hände und den Hals gestreift hat.

Cathrin Eckert versorgt die Probe in einer kleinen Tüte und steckt sie ein. Nun wird die Person irgendwo auf dem Gelände / im Gebäude versteckt. Cathrin bleibt in dieser Zeit am Auto und macht Muffin für seinen Einsatz fertig. Dieser springt freudig aus dem Auto - es scheint,
als wisse er bereits, was ihn erwartet.

Um Muffin wissen zu lassen, dass das Trailing nun beginnt, legt ihm Cathrin das Brustgeschirr an. Doch erst wenn die Führleine (mit ca. 7,5 – 10 m Länge) angelegt ist, geht es los.

Die Leine eingeklinkt, holt Cathrin die kleine Tüte mit dem Taschentuch hervor. Bevor ich überhaupt begreife, dass die Tüte bereits geöffnet und das Taschentuch Muffin angereicht wurde, hat Muffin bereits den Geruch aufgenommen und trailt los.  Man würde meinen, ein Hund müsse ausgiebig an einer Geruchsprobe riechen, um sie nachher auffinden zu können. Doch weniger als eine Hundertstelsekunde reichte hier schon aus, um den Geruch der Zielperson von den anderen Gerüchen zu sondieren.

Muffin ist bereits unterwegs. In alle Richtungen streckt er seine Schnauze - nach oben, nach unten, nach links, nach rechts – während er so schnell wie ein Wiesel davon flitzt. Der Trail führt uns vom Park nach drinnen ins Altersheim Neumünster. Muffin eilt durch den Gang. Einen Meter links, dann wieder ein paar Schritte zurück – Muffin verfolgt exakt jeden Schritt, den die Zielperson gemacht hat. Auf einmal zieht es Muffin einen Stock tiefer. Wieder durchschnuppert er die Gänge und in sämtliche Räumlichkeiten,  bis ihn die Spur wieder zurück ein Stockwerk nach oben zieht. Ich versuche mit Mühe und Not dem Affentempo von Muffin und Cathrin zu folgen und merke, wie viel Technik und Ausdauer es benötigt, einen Suchhund zu führen. Im Erdgeschoss angekommen, beschnuppert Muffin nochmals die Treppe. Sein Spürsinn zieht ihn nochmals einen Stock höher. Wieder erschnuppert sich der Riesenschnauzer seinen Weg und kommt nach einer kurzen Minute bei der Zielperson an. Er setzt sich vor sie, was eine klare Anzeige für „Ich habe sie gefunden“ ist. Eine feine Belohnung wartet auf Muffin, welche er mit grosser Freude verputzt.  

Der gesamte Trail, welcher sich über drei Stockwerke erstreckte, dauerte nur wenige  Minuten. Innert kürzester Zeit hatte Muffin die Spur verfolgt und das Ziel erreicht. Eine solche Tätigkeit ist für den Hundeführer sowie den Hund selbst (und auch für die Journalistin) anstrengend.

Viele Hunde haben sehr viel körperliche Aktivität, durch das Mantrailing wird aber auch noch das Gehirn eines Hundes aktiviert. Das Mantrailing aktiviert beim Hund den Hormonhaushalt, bei dem in dem Moment des Findens ein ganzer Glückshormoncocktail wie Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet wird. Cathrin Eckert erklärt, dass das Trailen auch bei Hunden, welche unter Ängsten (aus welchen Gründen auch immer) leiden, sehr erfolgreich ist.

Für sogenannte Angsthunde ist das Trailen eine Therapie. Sie lernen sich auf etwas zu fokussieren, steigern ihr Selbstbewusstsein und werden dadurch sicherer. Durch den Hormoncocktail, bestehend aus Oxytocin, Serotonin und Endorphine werden die Hunde selbsticher und durch das Bindungshormon, bekommen sie eine enge Bindung zu ihrem Hundeführer/Besitzer.

Für das Mantrailing eignen sich in der Regel alle Hunde, unabhängig von Rasse und Alter.

von Bianca Luethy . Juni 2016

Zum Artikel »